Willenskraft (Fachbegriff Volition) ist die Fähigkeit, Motive, Chancen und Ziele trotz Widerstände wie Unlustgefühle oder Ängste in Resultate (Erfolge) umzusetzen. Deshalb bezeichnet man sie auch als Umsetzungskompetenz. Es ist eine typische Fähigkeit herausragender Persönlichkeiten im Beruf und Privatleben (bestätigt in einer neuen Studie mit 24.000 Teilnehmern).
Während die Motivation beschreibt, was Menschen antreibt, erklärt die Willenskraft (Volition), warum manche Menschen bei gleicher (oder weniger) Anstrengung wesentlich mehr erreichen.
Oft scheint es so, als ob sie einfach nur „Glück im Leben" haben; tatsächlich steckt dahinter eine besondere Fähigkeit, die unsere Studie bei der Befragung herausragender Unternehmer (Hidden Champions) entdeckt hat.
Entscheidend ist nicht die Anstrengung, sondern das Ergebnis. Das gilt auch für besondere Fähigkeiten und Talente.Ohne Resultate sind diese Tugenden nicht viel wert. Deshalb nennt man die Willenskraft auch Umsetzungskompetenz.
Das Besondere an außergewöhnlich erfolgreichen Unternehmern oder Managern sind nicht visionäre oder charismatische Eigenschaften, sondern die Fähigkeit, anspruchsvolle Ziele und Strategien in überzeugende Ergebnisse (Erfolge) umzusetzen - und das auch unter ungünstigen Rahmenbedingungen.
Diese Willenskraft oder Umsetzungsstärke besteht aus fünf Kompetenzen, die wir in einer empirischen Studie mit rund 14.000 Teilnehmern validiert und mit dem Gießener Inventar der Umsetzungskompetenz messbar gemacht haben.
Dadurch kann man Willenskraft (Volition) auf seriöse Weise diagnostizieren und trainieren. Herausragende Leistungen sind nicht primär die Folge einer außergewöhnlichen Anstrengung, sondern das Ergebnis einer intelligenten Entwicklung dieser Fähigkeiten. Wenn man die Motivation mit einem Motor vergleicht, dann ist die Volition der dazu notwendige Treibstoff (oder Strom).
Mit anderen Worten: Willenskraft ist positive Energie; sie ist wesentlich mächtiger als negative Energie, die sich aus Ängsten oder (äußeren) Zwängen speist. Den Zusammenhang von Willenskraft (Volition) und Motivation veranschaulicht die nachfolgende abbildung:
Abbildung 1: Der Zusammenhang von Willenskraft (Volition) und Motivation
Die Willenskraft - auch Umsetzungskompetenz genannt ist ein entscheidender Erfolgsfaktor herausragender Unternehmer. Das hat die Befragung von rund 300 Geschäftsführern mittelständischer Weltmarktführer (Hidden Champions) ergeben. Inzwischen haben rund 40.000 Fach- und Führungskräfte den Test der Transformationalen Führung durchgeführt. Die Kennzahlen für Reliabilität und Validität bestätigen die entscheidende Bedeutung dieser Fähigkeit für den unternehmerischen Erfolg.
Ausführliche Informationen dazu auf der Seite Führungskompetenzen.
Die erste Teilstudie ergab, dass die Willenskraft aus fünf Fähigkeiten besteht:
In der zweiten Teilstudie ging es darum, herauszufinden, ob sich ein Zusammenhang zwischen den Kompetenzen der Willenskraft und dem Erfolg im Leben empirisch nachweisen lässt. Der Erfolg wurde zum einen an der Entwicklung des Jahreseinkommens und zum anderen an den gelebten Werten herausragender Unternehmerpersönlichkeiten gemessen.
Diese Werte hat der Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi von der University of Chicago erforscht. Es sind vor allem Ehrgeiz, Integrität, Energie und Optimismus.
Voraussetzung für das Training oder die Stärkung der Willenskraft ist eine Operationalisierung. Die Kernfrage dabei lautet: An welchen konkreten Verhaltensweisen (Gewohnheiten) erkennt man willensstarke Menschen?
Dazu wurden einige Fragebögen wie zum Beispiel der Self-Regulation Questionnaire (Miller 1999), das Self Regulation Inventory (Ibanez et al. 2005), die Self Management Scale (Mezo 2009) oder das „Selbststeuerungsinventar“ von Julius Kuhl (1998) entworfen. Wir haben diese Fragebögen mit zahlreichen Managern in Führungskräfteentwicklungsprogrammen und mit MBA-Teilnehmern getestet.
In allen Fällen ergaben sich Mehrdeutigkeiten und Probleme beim Verständnis der Items der Willenskraft. Ein wesentlicher Grund dürfte die Tatsache sein, dass diese Fragebögen eher für die klinische und akademische Welt entwickelt wurden und weniger mit der Praxis in Unternehmen zu tun haben.
Auch („exakte“) Übersetzungen aus dem Englischen helfen nicht weiter, weil die Items nur im kulturellen Kontext sinnvoll interpretiert werden können. Schließlich ist uns bei 34 Tiefeninterviews mit Geschäftsführern mittelständischer Weltmarktführer (so genannter Hidden Champions nach Hermann Simon 2007) aufgefallen, dass sie über eine besondere Fähigkeit (Willenskraft) verfügen:
Willenskraft bewirkt eine hohe „Produktivität“. Für diese Unternehmer ist es typisch, dass sie mit bescheidenen Ressourcen in einem äußerst widrigen Umfeld ohne externe Motivatoren ihre Ziele trotz vieler Niederlagen und Rückschläge erfolgreich umsetzen können.
Mit den üblichen Motivationstheorien lässt sich dieses Phänomen nicht treffend erklären. Im Kern ist Willenskraft eine besondere Fähigkeit der Selbststeuerung – oder präziser – Selbstregulierung, wie sie unter anderem Charles Snyder (1983) beschrieben hat.
In der Psychologie wurde diese Fähigkeit von Albert Bandura (1991) untersucht. Weitere Beispiele sind die Arbeiten von Roy Baumeister (2011), Joseph Forgas (2009), Aleksandra Luszczynska (2004), Manfred Diehl (2006), Frederick Kanfer (1996), Charles Carver (1998) und Walter Mischel (1996). Als Beispiele aus der Managementlehre seien die Arbeiten von Heike Bruch und Sumantra Ghoshal (2006), Nitin Nohira (2003 und 2010) sowie Robert D’Intino (2007) genannt. Grundlage des Gießener Inventars der Umsetzungskompetenzen (GIUK) ist eine Synthese aus den zuvor genannten Arbeiten.
Die Online-Version des neuen Inventars der Willenskraft kann man unter dem folgenden Link ausprobieren: Test der Willenskraft/Umsetzungskompetenz
Unsere Befragung von rund 14.000 Fach- und Führungskräften hat bestätigt, dass die Willenskraft aus Fähigkeiten besteht, die für überdurchschnittlich erfolgreiche Menschen typisch sind, die aber erfolglosen Menschen fehlen.
Das erklärt die Tatsache, dass manche Personen sehr hart arbeiten, keine Mühe scheuen und trotzdem nicht viel erreichen, während anderen der Erfolg scheinbar zufliegt, obwohl sie nicht intelligenter oder fleißiger sind.
Auf diesen Seiten erfahren Sie, welche Fähigkeiten es sind, die die Willenskraft ausmachen, wie man sie „messen“ (diagnostizieren), trainieren und stärken kann (basierend auf wissenschaftlicher Forschung).
→ Für eilige Leser: Link zur Studie "Umsetzungskompetenz als Schlüsselkompetenz für Unternehmerpersönlichkeiten" (pdf download),
Traditionelle Motivationstheorien unterstellen, dass Motive Handlungen anregen und bis zu deren Abschluss aufrecht erhalten. Demnach ist Motivation ein Zustand zielgerichteten Verhaltens, das den Handlungen Richtung, Intensität und Dauer verleiht. Diese Auffassung widerspricht sowohl der Alltagserfahrung als auch neuen Forschungsergebnissen.
Häufig, insbesondere im Management, ist es notwendig, gegen bestimmte Motive oder Unlustgefühle zu handeln und widerstrebende Absichten oder Zielkonflikte zu überwinden. Ähnlich ist die Situation in vielen anderen Lebensbereichen. Beispielsweise weisen Jean-Paul Broonen und Co-Autoren darauf hin, dass selbst Patienten mit starken Schmerzen einerseits eine sehr starke Motivation haben,
ihren Schmerz zu lindern, anderseits aber nicht in der Lage sind, diese Motivation in konkrete Handlungen umzusetzen (zum Beispiel bestimmte Übungen konsequent durchzuführen). Es fehlt also an Willenskraft (Volition), Absichten in die Tat umzusetzen. Es ist also notwendig, die Willensstärke zu trainieren.
Den wissenschaftlichen Grundstein für das Konzept der Willenskraft (Volition), das den gesamten Prozess - von der Motivation über die Zielsetzung Planung der Handlungen bis hin zur Erfolgskontrolle - umfasst, legte der Neurologe Hans Kornhuber (1928 - 2009) mit der Entdeckung des Bereitschaftspotentials im Jahr 1965 (übrigens eine der wenigen deutschen wissenschaftlichen Leistungen, die auch in der internationalen Forschungsgemeinschaft anerkannt wurden).
Nach dem heutigen Stand der Forschung zum Thema Willenskraft läuft dieser Prozess, physiologisch gesehen, zunächst im Gehirn ab, noch bevor der Mensch aktiv wird. Dabei unterscheidet man nach Rainer Klinke und Patrick Haggard folgende Phasen (nach Pape, Kurtz und Silbernagl):
Die nachfolgende Abbildung zeigt die wichtigsten Meilensteine der wissenschaftlichen Entwicklung des Themas:
Abbildung 2: Meilensteine der Wissenschaft zum Thema Willenskraft (Volition)
Wie lässt sich feststellen, wie willensstark ein Mensch ist? Der Begriff Willenskraft ist sehr abstrakt und muss daher in einzelne Fähigkeiten (Kompetenzen) "übersetzt" werden. Die Methode dazu heißt Faktorenanalyse.
Jede dieser Teilkompetenzen der Willenskraft ist wiederum durch konkrete Verhaltensbeschreibungen (Items) operationalisiert (hier nicht dargestellt). Dadurch kann man im Alltag beobachten, wie oft ein Kandidat diese Verhaltensweisen praktiziert.
Eine sehr objektive Einschätzung der Willenskraft entsteht, wenn diese Verhaltensweisen (Items) von anderen Personen beurteilt werden. Das erfolgt zum Beispiel in einem 360-Grad-Feedback.
Die fünf Teilkompetenzen der Willenskraft (hier ohne Verhaltensbeschreibungen) sind:
Umsetzungsstarke Menschen mobilisieren ihre Energie durch eine konsequente Fokussierung auf klare Ziele, die sie aus ihren authentischen Werten herleiten. Das gibt ihnen die Kraft, zahlreiche Schwierigkeiten und Hindernisse zu überwinden.
Wer über eine hohe Willenskraft (Volition) verfügt, kann sich sehr gut in eine positive Stimmung versetzen und ist darüber hinaus in der Lage, konstruktiv mit negativen Gefühlen umzugehen. Solche Menschen lassen sich von dem Prinzip leiten, dass positive Gefühle bei der Umsetzung von Absichten helfen. Zudem können sie sich gut in die Gedanken- und Gefühlswelt anderer hineinversetzen und deren Verhalten antizipieren.
Willenskraft ist eng mit der Selbstwirksamkeitsüberzeugung verbunden. Umsetzungsstarke Menschen sind sich ihrer Fähigkeiten bewusst und vertrauen auf diese. So finden sie auch immer Mittel und Wege, um aus Schwierigkeiten zügig herauszukommen. Widerstände und Probleme werden insgesamt als (machbare) Herausforderungen begriffen.
Menschen mit großer Willenskraft sind pro-aktiv und vorausschauend. Sie erledigen unangenehme und schwierige Probleme sofort, statt sie „auszusitzen“ oder Entscheidungen vor sich her zu schieben. Unter Planung verstehen sie in erster Linie nicht die Voraussage der Zukunft, sondern die Vorbereitung auf eine ungewisse Zukunft.
Menschen mit hoher Volition (Willenskraft) erkennen früher als andere, was in einer Situation notwendig ist und setzen ihre Erkenntnisse konsequent um. Sie verfügen über ein hohes Maß an Selbstdisziplin und können plötzliche Impulse, Ablenkungen oder „Verlockungen“ wirksam kontrollieren. Diese Disziplin kommt nicht aus einem selbst auferlegten Zwang. Vielmehr erkennen sie den tieferen Sinn in dem, was sie tun.
Die Studie von June Tangney Roy Baumeister und Angie Boone hat gezeigt, dass Menschen mit überdurchschnittlicher Willenskraft bessere persönliche Beziehungen haben, über mehr Selbstvertrauen verfügen, mehr Leistung bringen und weniger anfällig für Stress und psychische Störungen sind. Ähnliche Beispiele findet man auch im unternehmerischen Alltag. Hier einige Fälle:
Die Willenskraft galt lange Zeit als Eigenschaft des Charakters wie zum Beispiel Ehrgeiz, Beharrlichkeit, Disziplin oder Ausdauer. Folglich – so die (alte) Theorie – war diese Fähigkeit das Ergebnis von Veranlagung und Erziehung seit der frühesten Kindheit.
Als Vorbilder für Willensstärke werden häufig Sportler, Artisten, Unternehmer oder Politiker genannt. So hat zum Beispiel der Aktions- und Zauberkünstler David Blaine die Willenskraft aufgebracht, am Times Square in New York auf einer Säule in 27 Metern Höhe 35 Stunden lang stehend und ohne Schlaf in einem Eisblock zu verbringen.
Abbildung 3: Altes Verständnis von Willenskraft (so trainieren?) Quelle: http://funnyjunk.com/
Wenn Sie Ihre Willenskraft (Volition) stärken wollen, sollten Sie an unserem Management-Coaching teilnehmen.
Für den erfolgreichen Erwerb einer Kompetenz ist in erste Linie den Lerntyp entscheidend. Manche Menschen lernen am besten, wenn sie neue Informationen aufnehmen, diese verstehen und das so Gelernte anschließend in der Praxis anwenden (analytischer Lerntyp).
Diese Art des Lernens verspricht bei den wenigsten (!) Menschen den erwarteten Erfolg. Die meisten lernen etwas Neues, wenn sie es immer wieder, mit steigendem Schwierigkeitsgrad praktizieren ("learning by doing"). Beim zweiten Lerntyp bringen Seminare und Lehrbücher nicht viel.
Er muss erst zahlreiche Erfahrungen mit verschiedenen Mitarbeitern machen, Feedback einholen und die Ergebnisse mit einem Partner (meist dem Vorgesetzten) kritisch diskutieren. Für den zweiten Lerntyp (also die Mehrheit) ist es wichtig, die Verhaltensbeschreibungen (Items) als Grundlage für die alltägliche Praxis zu nehmen.
Abbildung 4: Willenskraft trainieren: Beispiele für Quellen und Verbraucher der Willenskraft (Energie)
Wenn Sie Ihre Willenskraft (Volition) stärken wollen, sollten Sie an unserem Management-Coaching teilnehmen.
Weitere Publikationen und Vorträge auf der Seite des Instituts für Management-Innovation Publikationen.